Page 4 - Leseprobe-leben in der Spiegelwelt
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weil unser Körper altert, wir uns aber nicht älter fühlen.
Das äußere Erscheinungsbild passt nicht zu dem inneren
Gefühl. Das liegt daran, dass unser Körper in der Zeit
existiert, unser Bewusstsein jedoch außerhalb der Zeit
besteht. Es ist nicht von Geburt und Tod begrenzt. Alle
Erfahrungen, die wir machen, betrachten wir mit einer
Art zeitlosem Verständnis.
Doch viele Menschen nehmen ihr Bewusstsein nicht
wahr«
Aramis zeigt auf die Fische die um unser Boot kreisen.
»So wie die Fische das Wasser um sie herum nicht zur
Kenntnis nehmen. Aber es ist immer da. Ein Mensch kon-
zentriert sich stattdessen auf seine Gefühle, Gedanken,
Geschehnisse und auf seinen materiellen Körper. Unser
Geist hört dabei fortwährend zu und nimmt alle Ein-
drücke auf. Erkennen wir wie das Bewusstsein funktio-
niert, lernen also dessen Natur kennen, dann haben wir
die Möglichkeit, das Leben wissend zu steuern.«
»Das musst du mir genauer erklären.«
»Sehr gerne. Bewusstheit hat keinen Ort und keine
Farbe, dennoch erkennen wir es, wenn wir achtsam sind.«
Aramis schaut in den Himmel. Hier und dort tauchen
ein paar schneeweiße Wölkchen auf, türmen sich auf, um
kurz darauf wieder zu verschwinden.
»Wenn du dir dein Bewusstsein wie den Himmel vor-
stellst, bekommst du eine Ahnung von der Natur deines
Geistes.«
Ich verschränke meine Hände im Nacken und sehe
dem Wolkenspiel über mir zu, während Aramis mit seiner
Erklärung fortfährt.
»Der Himmel ist ein grenzenloser, offener Raum. Genau
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