Page 14 - lucy und das wesen der dinge leseprobe
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Schreibtischarbeit. Der blasse Teint ist in den letzten Jah-
ren dazugekommen. Okay, für meine 37 Jahre kann ich
mich mit meiner Figur noch sehen lassen, aber mir fallen
zunehmend die Veränderungen des Älterwerdens an mir
auf. Am liebsten mag ich meine langen, braunen Haare.
Doch, ob das ausreicht einen hingebungsvollen Partner zu
finden, der auch noch meine ganzen Marotten aushält?
Jetzt erstmal ab unter die Dusche. Vielleicht gelingt
es mir, meine sorgenvollen Gedanken abzuduschen. Mist,
ausgerechnet jetzt klingelt das Telefon. Schnell schmeiße
ich mir ein Handtuch um die Hüften, laufe auf Zehenspit-
zen zum Telefon und greife nach dem Hörer.
»Hola, Señora Lucera. Hier spricht Pedro. Ich bin ein
Freund Ihres Vaters. Ich weiß, dass sie lange keinen
Kontakt zu ihm hatten, aber dennoch muss ich Ihnen eine
traurige Nachricht übermitteln.« Meine Hand fängt auf
einmal an zu zittern und ich presse nur ein »Okay« heraus.
»Ihr Vater ist vor ein paar Tagen verstorben. In den
letzten Monaten war er sehr krank. Am Mittwochmorgen
ist er nicht mehr aufgewacht. Letztendlich haben seine
Lungen versagt. Die Beerdigung wird voraussichtlich
nächste Woche stattfinden. «
Schweigen.
»Señora? Haben Sie verstanden, was ich sage?«
»Ja, ... ja das habe ich.«
»Ich möchte Ihnen mein herzliches Beileid aussprechen.
Ich weiß, das kommt jetzt sehr plötzlich, aber er hat mich
gebeten, Ihnen etwas persönlich zu übergeben. Können
Sie nach Spanien kommen?«
Ich muss mich erstmal sammeln. Mein Gehirn scheint
gerade irgendwie blockiert. Um die Sache hinauszuzögern,
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