Page 18 - lucy und das wesen der dinge leseprobe
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das stets vertraute Wetter. Der alte, rostrote Volvo ist seit
vielen Jahren mein zuverlässigster Begleiter.
Über weite Strecken und in manch trostlosen Stunden
hat er meine komplexen Gedankenspielchen bei unseren
vielen Umzügen treu und stillschweigend hingenommen.
Ich bin schon eine Weile unterwegs. Gleich passiere
ich die französische Grenze. Ein leichtes Kribbeln der
Vorfreude macht sich in meinem Bauch bemerkbar.
Ich liebe den Süden. Die Sonne, das Meer und die
lebensdurstigen Südländer mit ihrem unbeschwerten
Temperament.
Die Grenze passiere ich ohne einen Halt. Immer weiter
gleite ich über die beinahe makellos ausgebauten Auto-
bahnen der Franzosen. Warum bekommen die Südländer
das eigentlich hin und die Deutschen schaffen es nicht
einmal, in zehn Jahren einen Flughafen fertigzustellen?
Nach elf Stunden Fahrt werden, auf der Höhe von
Montpellier die Augenlider schwer und meine steifen
Knochen sind reif fürs Bett. Das nächste Motel wird meins
und ich falle in dem kargen, aber sauberen Hotelzimmer
in einen geruhsamen Schlaf.
*
Liebliches Vogelgezwitscher begleitet mich am nächsten
Morgen sanft in den Tag. Durch das offene Fenster fal-
len Sonnenstrahlen auf das Bett und wärmen meine vom
deutschen Wetter geplagte Haut. Ich atme tief ein, denn
es riecht nach Süden. Ein zufriedenes Grinsen breitet sich
auf meinem Gesicht aus.
»Bitte lasst mich einfach die nächsten Jahre hier so
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