Page 15 - lucy und das wesen der dinge leseprobe
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stammle ich, dass ich mich bei ihm melden werde.
Nachdem wir unsere Handynummern ausgetauscht
haben, lege ich langsam das Telefon aus der Hand.
Meine Beine sind weich wie Gummi und ich sinke auf
den nächsten Stuhl. Ich versuche, die wilden Gedanken
im weiten Raum meines Kopfes zu etwas Brauchbarem
zusammenzufügen.
Vater ist tot! Ich bin wie vor den Kopf geschlagen und ...
betroffen?! Das habe ich nicht erwartet. Nicht nach dem,
was er uns alles zugemutet hat. Ich bekomme eine Gän-
sehaut. Erst jetzt bemerke ich, dass ich patschnass und
nur mit einem Handtuch bekleidet hier sitze. »Ok Lucy,
erstmal tief durchatmen und Schluss mit dem Selbstmit-
leid für Fortgeschrittene!«, ermahne ich mich und ver-
schwinde im Schlafzimmer. Im Laufe der Jahre habe ich
die Strategie, keine Gefühle zuzulassen, recht erfolgreich
etabliert.
Eingehüllt in meine zerrissene Lieblingsjeans und ein
Schlabbershirt, komme ich bei einer Tasse Kaffee all-
mählich zur Ruhe. In meinen Kopf lasse ich das Telefo-
nat noch einmal aufleben. Was, um Himmelswillen, soll
dieser Pedro mir von Vater übergeben? Ist er doch mal zu
Geld gekommen und hat mich in seinen letzten Minuten
bedacht? Ähm ... nein, eher unwahrscheinlich. Und wie
kommt er darauf, dass ich mal eben nach Spanien reise?
Mein Bauch fordert mit einem deutlichen Brummen
sein Recht auf Verpflegung und ich schiebe die Gedanken
erstmal beiseite. Da im Kühlschrank mal wieder mehr
Platz als Inhalt vorhanden ist, schnappe ich mir die
Wohnungsschlüssel und mache mich auf den Weg zum
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